GULDA asks… Paul Gulda

Paul Gulda ist leidenschaftlicher Pianist und  Lehrender an der Friedrich Gulda School of Music. In unserem großen Interview sprachen wir mit dem Sohn des Namensgebers unserer Institution über seinen Unterricht, Talente, seine eigenen Vorbilder und prägende Momente aus seiner beeindruckenden Laufbahn in der Welt der klassischen Musik.

Was macht die Gulda School of Music in deinen Augen so besonders im Vergleich zu anderen Musikschulen?

Also die Schule, allein schon wegen ihres Namens, postuliert eine ganz besondere Offenheit zu Improvisation und allen möglichen und zeitgenössischen Musikrichtungen. Und dadurch, dass sie mit der JAM MUSIC LAB sehr eng verbunden ist, gilt es auch administrativ im Studiengang selbst die Improvisation praktisch umzusetzen.

Wie sieht für dich der Alltag als Unterrichtender an unserer Schule aus?

Zum Besten aller Studenten bemühe ich mich um regelmäßiges Einhalten, immer am selben Tag und zur selben Uhrzeit, weil das die Abläufe einfacher macht. Es ist tatsächlich eine Eigenschaft von mir, ausführlich zu sein und etwas sehr gerne gründlich zu besprechen. Das bedingt manchmal, dass Stunden auch mal länger dauern. Ansonsten haben die Stunden für sich keine gleichbleibende Struktur oder Schematisches, sondern sind offen gestaltet. Es kann durchaus auch sein, dass mit einem Gespräch begonnen wird und zum Beispiel ein Plan für die Zukunft besprochen wird. Es ist auch schon vorgekommen, dass bei einer Stunde nur gesprochen worden ist.

Was ist deine Meinung zu Talent? Kann harte Arbeit Talent ersetzen oder braucht es das gewisse Etwas, um erfolgreich zu sein?

Menschen sind so verschieden. Es gibt die bekannte Fabel von La Fontaine vom Hasen und der Schildkröte, die beide ein Wettrennen machen. Der Hase denkt sich, „Das ist ja lächerlich. Ich mache dazwischen eine Pause und gehe auf ein Bier oder trinke einen Kaffee und warte ab.“ Es kommt, wie es kommen muss und der Hase verzettelt sich, die Schildkröte bewegt sich stetig und gewinnt schließlich das Rennen. Auf einem Talent kann man sich ausruhen und sich denken, es geht alles mit der Begabung. Das hat aber kein Fundament. Musik ist ein Projekt über Jahre hinweg. Manche Dinge entscheiden sich später. Ich möchte nicht sagen, dass auf jemanden urplötzlich ein Talent herunterfällt, das er nicht hatte, wenn er 30 oder 35 Jahre alt ist. Harte Arbeit führt unter Umständen nicht nur dazu, dass man etwas mühsam erarbeitet hat, sondern auch in eine Freiheit hineinwächst, die aussieht, wie Talent. Das wiederum ist eine andere Form von Talent. Es gibt dann wieder andere, die sind so unglaublich talentiert, dass sie sich auf die eigenen Schuhbänder steigen. Sie wollen besser sein, als sie ohnehin schon sind. Und schon liegen sie in der Grube und machen gar nichts mehr, weil sie nicht gut genug für ihren eigenen Anspruch sind. Da habe ich auch einen bestimmten Schüler von mir im Sinn.

Wie kann die Gulda School of Music dazu beitragen, (verborgene) Talente zu entdecken oder zu unterstützen?

Ich vertraue darauf, dass meine Kollegen und ich versuchen das zu tun, was für ihren Beruf essenziell ist. Nämlich die ihnen anvertrauten Menschen dort abholen, wo sie stehen und ihnen das Bestmögliche zu bieten. Und nein, aus einem Hasen kann man keine Schildkröte machen oder auch umgekehrt. Sie sind schon so auf die Welt gekommen. Aber man kann die Tugenden des Einzelnen ergänzen und ihnen (den Schülern) sagen: „Schau‘, das hast du und baue darauf auf, vielleicht kannst du ja noch dieses oder jenes mit hineinnehmen.“ So kann man den Unterricht aufbauen und gestalten. Wir haben eine große musikalische Breite bei uns an der Gulda School. Wir haben Lernende, die wo anders nicht hingepasst haben und doch sind sie bei uns absolut richtig aufgehoben. Die staatlichen Institutionen müssen einen Erfolgsnachweis bringen. Das Selbstverständnis besteht darin, dass ein Abschluss eine Befähigung zur Berufsausübung mit sich bringt. Für Amateure ist auf staatlichen Institutionen kein Platz. Bei uns haben aber genau dejenigen auch Platz, die (noch) nicht wissen, ob sie wirklich den Beruf Musiker wollen. Trotzdem: Wir sind uns einig. Ein Lehrgang bei uns ist ergiebiger als Social-Media-Scrollen. Die Zeit bei uns ist gut investiert.

Wie korrelieren deiner Meinung nach die Begriffe „fördern“ und „fordern“?

Diese Begriffe sind miteinander verwandt. Wenn ich die Liste meiner Studenten durchgehe, merke ich, dass ich das genauso mache. Also fördern und fordern. Wir Pädagogen wünschen uns, dass wir zu 90 Prozent fördern und zu 10 Prozent fordern können. Fordern setzt ein, wenn man jemanden zu etwas bewegt.  Also über eine vermeintliche Grenze zu gehen.

Du hast selbst eine sehr ereignisreiche Laufbahn hinter dir. Was für Höhepunkte kommen dir davon sofort in den Sinn?

Ich habe eine Vielzahl an Konzerten mit bedeutenden Musikern gespielt. Mir fällt jetzt gerade ein Moment ein, als ich im Gewandhaus in Leipzig war. Dort probte Kurt Masur den Orchesterpart von Beethovens 2. Klavierkonzert, zunächst also noch ohne Solist. Ich habe das mitbekommen und mich leise an ein Pult ganz hinten gesetzt. Als er so dirigiert, bemerkt er mich plötzlich, wie ich ohne Geige da drinsitze. Er fragte: „Was machen Sie denn hier drinnen schon?“ Ich darauf: „Naja, das Stück interessiert mich.“ Da kannten wir uns noch gar nicht und das Eis war gebrochen. Die Aufführung später war richtig beeindruckend. Wir alle wollten etwas gestalten. All das geschah ganz knapp nach der Wende. Mir fallen auch Momente ein, die einfach herausragend sind. Die Schönheit der Musik rührte mich beim Spielen des Konzerts da sogar zu Tränen. Einmal bei Brahms, einmal bei Liszt. Es ist sehr beruhigend daran zu denken, dass dich Musik so berühren kann, auch wenn man ein Profi ist.

Bei all den vielen Menschen, mit denen du Musik gemacht hast, von denen du gelernt hast, gibt es noch ein musikalisches Vorbild zu dem du aufblickst? Wenn ja, an wen und warum?

Ohne Martha Argerich geht gar nichts. Da schaut man mit Faszination hin. Wer mit jenseits der 80 noch immer so in der Musik aufgeht, so viel Freude hat und topfit ist, fasziniert mich. Diese Art in sich zu ruhen und aus dieser Ruhe eine Kraft zu generieren. Ich bin auch sehr dankbar, dass ich Oscar Peterson live sehen konnte. Das war umwerfend. Das war erfüllend, wie ein Mensch mit seiner Präsenz einen Raum so ausfüllen konnte. Oder Leonard Bernstein, den ich auch persönlich kennenlernen durfte. Er war ein Charmeur und Verführer. Sehr einnehmend, aber natürlich positiv gemeint. Es kommen aber auch immer neue Leute nach.

Quelle:

https://gulda-school-of-music.com/news/gulda-asks-paul-gulda-interview

 

Ein Abend mit Paul Gulda, Beethoven, Bruckner und Schönberg

Ich muss es tun. War vorgestern Abend so euphorisiert, dass ich nicht umhinkomme, ein paar Eindrücke für Sie festzuhalten, da Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht dabei sein konnten. Ich rede von einem Abend, den ich im Eroica-Saal des Theatermuseums mit dem Pianisten Paul Gulda verbringen durfte. Ich habe davor schon berichtet und kann Ihnen mitteilen, es war ein Experiment, nicht nur von meiner Seite.

Gulda hatte zwar einen musikalischen roten Faden vorgeschlagen, aber den warfen wir gleich einmal über den Haufen, als wir in der Veranstaltung übereinkamen, er solle jene Beethoven-Sonate doch ganz spielen, von der ursprünglich nur der erste Satz auf dem Programm stand. Oder war es kurz vorher?

Es ist schon sehr riskant und ganz großartig, was Gulda macht, er führt ein Gespräch über Musik und setzt sich dazu spontan ans Klavier; spielt ein Beethoven-Menuett, wenn es das Gespräch gerade erfordert (weil das Scherzo in op. 26 eine formale Neuheit darstellt). Oder ein Schubert-Impromptu, weil Beethoven Schubert vorwegnimmt. Oder Satie, der in Bruckners „Erinnerung“ anklingt. Oder das Adagietto aus der 5. Symphonie von Mahler, weil er es in einem Akkord des letzten Stücks von Schönbergs op. 19 entdeckt hat. Und die Sonate selbst spielt er plastisch, kontrastreich, sinnfällig und so emotional wie es ihr Gehalt erfordert. Also äußerst emotional….

 

Mehr unter:

https://www.falter.at/seuchenkolumne/20240319/ein-abend-mit-paul-gulda-beethoven-bruckner-und-schoenberg

Stadt Klagenfurt gedenkt den Opfern der Novemberpogrome 1938

 

13.11.2022

Mit einer Gedenkveranstaltung in der Platzgasse wurde am Wochenende den Opfern der Novemberpogrome – bzw. der Reichskristallnacht – gedacht. Bürgermeister Christian Scheider sowie Mitglieder des Stadtsenats und Gemeinderats nahmen an der Gedenkveranstaltung teil.

Brennende Synagogen, zerstörte Geschäfte und Wohnungen: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden 30.000 Juden verhaftet und viele in den Tod getrieben. Die Stadt Klagenfurt hat am Wochenende den Opfern der Novemberpogrome, den menschenverachtenden, vom Nazi-Regime organisierten und gelenkten Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland und Österreich gedacht.

„An Tagen wie heute, ist es wichtig, für einige Augenblicke in sich zu gehen, um nachzudenken. Erinnerung darf nie zur Routine, nie zur Selbstverständlichkeit werden. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen, aber sie darf auch unter keinen Umständen vergessen werden. Als Landeshauptstadt werden wir keine Kraftanstrengung auslassen um zu verhindern, dass es jemals wieder zu Verbrechen gegen die Menschheit kommt.“
Bürgermeister Christian Scheider

Bei der von der Stadt Klagenfurt initiierten Gedenkveranstaltung in der Platzgasse erinnerte Dr. Nadja Danglmaier in ihrer Rede an „Das einstige Bethaus in der Platzgasse als Zentrum des jüdischen Kulturlebens“, Paul Gulda erinnerte mit bewegenden Worten an dieses dunkle Kapitel der Geschichte und zeichnete gemeinsam mit der israelischen Vokalistin Shira Karmon für die musikalische Gestaltung der Genkversanstaltung verantwortlich.

Am Vorabend der Gedenkveranstaltung gaben Shira Karmon und Paul Gulda im Barocksaal des Stifts Viktring ein Konzert mit dem Titel „Pieces of Hope, Hope for Peace“, mit dem sie für Frieden in der Welt eintreten.

 

Quelle: https://www.klagenfurt.at/stadtverwaltung/presse-newsroom/pressemitteilungen/news-detailseite/stadt-klagenfurt-gedenkt-den-opfern-der-novemberpogrome-1938

Rede von Paul Gulda am 13.11.2023 (PDF)

Ehrenzeichen des Landes NÖ

Von einer schönen und guten Tradition in Niederösterreich, für besondere Leistungen mit Ehrenzeichen Dank zu sagen, sprach Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am heutigen Dienstag in St. Pölten, wo sie an sieben Künstlerinnen und Künstler Ehrenzeichen überreichte. Johannes Meissl, Vizerektor der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, und der Regisseur und Drehbuchautor Wolfgang Murnberger erhielten aus ihren Händen das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, der Pianist, Komponist und Musikpädagoge Roland Batik, die Schriftstellerin Zdenka Becker, der Pianist, Komponist und Dirigent Paul Gulda

, der Pianist, Organist, Dirigent und Festivalleiter Robert Lehrbaumer sowie die Schriftstellerin und Journalistin Eva Rossmann das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. „Diese sieben Persönlichkeiten mit ihren unterschiedlichen Erfolgsgeschichten sind tolle Vorbilder und Inspirationsquellen. Die Ehrenzeichen für sie sprechen von Wertschätzung, Respekt und Dankbarkeit und stehen für das Hervorheben außergewöhnlicher Leistungen und das Sichtbarmachen ihrer Verdienste“, betonte dabei die Landeshauptfrau. „Kunst und Kultur haben in den letzten Jahrzehnten stets einen hohen Stellenwert für die Entwicklung des Landes gehabt. Sie prägen den Alltag der Menschen und sind dank der vielen Kulturschaffenden und einer entsprechenden Infrastruktur in allen Regionen des Landes spür- und fühlbar“, sagte Mikl-Leitner und bedankte sich bei dieser Gelegenheit für das Durchhalten in den letzten zwei Jahren, als der Kontakt mit dem Publikum nur bruchstückhaft möglich gewesen sei. „In dieser Zeit war es besonders wichtig, dass das Land den Künstlerinnen und Künstlern zur Seite gestanden ist und rasche und effiziente Maßnahmen gesetzt hat. Mit dem Ausbezahlen zugesagter Förderungen auch ohne Veranstaltungen, mit eigenen Stipendien und speziellen Beratungen haben wir es geschafft, die Pflanze Kultur am Leben zu erhalten. Jetzt blüht sie wieder in allen Ecken und Enden unseres Landes“, freute sich die Landeshauptfrau und verwies dabei insbesondere auf die Landesausstellung in Marchegg, die Schallaburg, das Musikfestival Grafenegg, das Viertelfestival, die Feste zum 100-Jahre-Jubiläum Niederösterreichs und nicht zuletzt die Theaterstätten wie Reichenau. Auch wenn derzeit alles vom Krieg in der Ukraine überschattet sei, der als dunkelste Stunde in der Geschichte Europas der letzten Jahrzehnte unsägliches Leid für viele Menschen und wirtschaftlich noch gar nicht abschätzbare Folgen bringe, sei es dennoch wichtig, sich der Kultur zu widmen, meinte Mikl-Leitner abschließend: „Sie verbindet die Völker und regt zur Diskussion an. Für uns in Niederösterreich, wo sich Weltoffenheit und Heimatverbundenheit ergänzen, ist sie eine unglaubliche Kraftquelle auf dem Weg nach vorne und quer durch alle Genres ein Mehrwert für alle“. Stellvertretend für alle Ausgezeichneten hob Johannes Meissl die Wertschätzung für die Künstlerinnen und Künstler sowie das tiefe Verständnis für die grundsätzliche Bedeutung von Kunst und Kultur in Niederösterreich hervor: „Niederösterreich ist ein besonders fruchtbarer Boden für Kunst und Kultur. Hier wird nicht nur auf die Vergangenheit gesetzt, sondern auch mit Weitblick auf die Gestaltung der Zukunft. Seit vielen Jahren um eine eigene kulturelle Identität bemüht, wurde in Niederösterreich eine moderne Kulturlandschaft geschaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Kulturschaffenden entspricht als auch unmittelbar auf die Menschen wirkt“.

https://www.noen.at/niederoesterreich/gesellschaft/verleihung-in-st-poelten-sieben-kuenstler-erhalten-ehrenzeichen-des-landes-noe-st-poelten-niederoesterreich-ehrenzeichen-verleihung-johanna-mikl-leitner-johannes-meissl-322107285

Mai, 2022

Ne işi vardı, Gulda’nın İzmir’de?

Nihat DEMIRKOL,   Hürriyet, 21.4. 2017

ÜSTELİK, Ankara’nın, “yaşlı kıtaya”, referandumun günlük kaygılarıyla “Efe”lendiği    Ve, “sanatı, bir yaşama biçim yapamamış müzisyenler”in, güvenlik endişesiyle program üstüne program iptal ettiği bir ortamda…

Neden olacak?
Olasılıkla, müziği, bütün itiş kakışın üzerinde tutan “Viyanalı ruhu”, “Efelik bu değil; İzmir’den gelen bir dâvet reddedilemez” diye seslenmiş olmalı parmaklarına…

Üstüne, “sadece sevilmiş olanlar”a özgü, gerginlikten uzak kumaşı, müziği, “edebiyat, müzik ve tarih” ile birlikte yorumlayan adanmışlığı, hızlandırmış olmalı adımlarını…

Geçenlerde, Ahmed Adnan Saygun Sanat Merkezi’nde, şef İbrahim Yazıcı yönetimindeki Olten Filarmoni Orkestrası eşliğinde gerçekleştirilen konseri mutlaka okumuşsunuzdur; yabancı TV’lerin kayıt alabilmek için yarıştığı ve sanatçının peşinden sürüklendiği gece hani… İzmir medyası (?!), bu “olağanüstü ziyaretçi”yi ıskalar mı hiç? Onlarca haber yapıldı hakkında (?!), sayısız mülâkat istendi “Paul Gulda”dan…

Bu sebeple, ben sadece Mozart’ın 3 ayrı “Piyano Konçertosu”nun “aynı programa sığdırılışı”yla İzmir’e armağan edilen görkemli buluşmanın, “o sahneye sığmayan virtüöz”ünden bahsedeceğim.

Önce, “K.459 Fa Majör No.19” Konçerto’yu dinledik kendisinden.
“İki Piyano için Mi bemol Majör Konçerto”yu (K.365) ünlü piyanistimiz Ferhan Önder ile birlikte seslendirdi, Paul Gulda.
“Üç Piyano için Fa majör Konçerto”da (K.242) ise şef – piyanist İbrahim Yazıcı geçti, üçüncü piyanonun başına…

Bis olarak çalınan eser, ülkenin, “yurt dışına verdiği toz tuman hallerindeki resme” rağmen, İzmir’de gördüğü ve tanıştığı orkestranın, “-seçkin- müzikal heyecanı, parlayan coşku ve kararlılığı”ndan etkilenerek, geldiği gün bestelenmişti.
“Doğaçlamayla nefes alıp veren stili”yle, içinde Anadolu da rüzgârlanıyordu bu eserin…
Dahası, “Anadolu İhtilâli”ni tarifleyen asıl ezgiyi unutmamıştı!
“Bütün gece sahnede kalan” Gulda, sanatçı dostlarıyla, (şef-piyanist Naci Özgüç’ün de katılımıyla) “3 piyano ve 8 el” olarak, “…İzmir’in dağlarında çiçekler açtırdı” ve öyle vedâ etti.

Bütün enstrümanlar gibi, piyanoyu da çok güzel çalabilirsiniz; çok teknik ve hızlı…
Yüksek bir virtüözite ile kusursuz hattâ!
Ama, Gulda gibi, müziğiyle, “dinleyiciye, izleyiciye dokunmak başka bir şeydir”.
Zaten David Helfgott, Fazıl Say; bu ayrıntıyla “başka”dır.
Dali’nin resmi için de aynı betimleme, bu sebeple yapılır.
“Mevlâna’ya Velî diyenin Neyzen’e (Tevfik) -deli- demesi, meseleyi hiç anlamadığı içindir…” lâfı da bunun için edilmiştir.

 

Deutsche Übersetzung:

Hürriyet, 21.April 2017

Von Nihat Demirkol

 

Was war die Aufgabe, die Paul Gulda in Izmir zu erfüllen hatte?

 

Vor allem, wenn in Ankara, dem „alten Kontinent“, die täglichen Sorgen um das Referendum und den „Großen Chef“ belasten und überhand nehmen?

Und, wenn in einem solchen Umfeld gewisse ausländische Künstler, die nicht wirklich für die Musik, in der Musik leben, ihre Konzerte „aus Sicherheitsgründen“ absagen?

 

Warum wohl?

Wahrscheinlich erhob sich Deine Musik, die „Wiener Seele“, über den täglichen Machtkampf. „Hier geht es nicht um den Großen Chef; eine Einladung aus Izmir kann man nicht ablehnen.“ Das müssen ihm seine Finger zugerufen haben…

Vor allem, „gewidmet den leidenschaftlich Liebenden“, fernab der Verstrickungen von Macht und Gegnerschaft, hat Deine Musik Philosophie, Musik und Geschichte zur Interpretation vereinigt, und so wohl Deine Schritte beschleunigt.

………..

Daher bin auch  ich nach Izmir gekommen, um die drei Mozart-Klavierkonzerte anzuhören „die in ein Programm zusammen passen“.

Aber ich will über den Virtuosen dieses herrlichen Treffens sprechen, der eigentlich nicht mehr auf diese Bühne passte, sondern über sie hinauswuchs.

 

Zuerst, beim Konzert, in F-Dur KV 459 hörten wir ihn als Solist.

Das Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur KV 365 „sang“ er gemeinsam mit unserer berühmten Pianistin Ferhan Önder.

Beim Konzert für drei Klaviere in F-Dur KV 242 wirkte auch Dirigent-Pianist Ibrahim Yazıcı mit, vom dritten Klavier aus leitend.

Das Stück, das als Zugabe gespielt wurde, hat Paul Gulda am Tag seiner Ankunft zu komponieren begonnen, nachdem er das Orchester kennen gelernt hatte. Aus musikalischer Inspiration, glühender Begeisterung und der Entschlossenheit eines Landes geschaffen, trotz allem, was derzeit das Bild der Türkei im Ausland wie eine Rauchwolke verdüstert.

 

In dem atemberaubend improvisierten Stil dieses Werkes wehte der Wind Anatoliens…und noch dazu vergaß er die anatolische Revolution nicht, und ihren wahren Klang!

Gulda, „der die ganze Nacht auf der Bühne blieb“, mit seinen Künstlerfreunden (Dirigent-Pianist Naci Özgüç kam auch noch dazu, so dass man auf zwei Klavieren zu acht Händen spielte!) „ließ die Blumen auf den Bergen von Izmir blühen“, und so verabschiedete er sich.

 

So wie alle Instrumente, kann man auch Klavier sehr gut spielen; mit großer Technik und schnell…

Sogar mit perfekter Virtuosität, einwandfrei! Aber so wie Gulda, mit seiner Musik, „die Zuhörer, das Publikum berühren“ – das ist ganz etwas Anderes.

 

Ich nenne David Helfgott, Fazıl Say; auch sie sind in diesem Punkt „anders“.

Auch die Gemälde von Dalí sind dem zu vergleichen, so sind sie gemacht, genau deswegen.

„Der Abt des Mevlana-Ordens hatte den Neyspieler Tevfik einen Verrückten genannt – weil er den Kern der Sache nie verstanden hat.“ – auch dieser Spruch ist hier anzuwenden.

İstanbul’un zenginliği

İstanbul’un ayrı mekânlarında, değişik dinleyici kitlesiyle dinlediğimiz müzik etkinlikleri, sanata karşı artan ilgiyi gösteriyor. 
Geçen hafta Zorlu’da İstanbul Devlet Opera ve Bale’sinin “Mançalı Adam” müzikalini, Cemal Reşit Rey Salon’unda Mimar Sinan (MSGSÜ) Konservatuvarı’nın Bale Ana Sanat Dalı yılsonu gösterisini ve Notre Dame de Sion Lisesi’nde Orchestra’Sion konserini izledim. Her birisi ayrı ayrı kültürel çabaların göstergesiydi. Gencecik dansçıların yılsonu gösterisindeki disiplin ve coşku görmeye değerdi. Konservatuvarlarımızda yıllardır dansçı yetiştiren koreograf Dilek Evgin’i kutlarım. Mançalı Adam müzikalinde Suat Arıkan da yılların ustalığını sergiliyordu. Hande Soner Ürben ışıltılı sesi ve müzikale yaraşan söylemiyle güzel bir Aldonza rolü çiziyordu. Murat Göksu’nun devingen rejisi rengârenkti. Opera yönetiminin müzikal sergilemesi ve değişik mekânlarda, daha geniş sahnelere açılması yeni izleyici kitlesi kazanmak adına yararlı girişimler.

 

Konserlerde öğrenciler nerede? 
2008’den beri Notre Dame de Sion Fransız Lisesi’nin Orchestra’Sion adlı bir orkestrası var. Orkestranın kurucusu, halen şef ve sanat yönetmeni olan Orçun Orçunsel o yıldan beri okulun salonunda düzenli konserler veriyor. 
Orçun, çok yönlü bir müzisyen: besteci/piyanist/ şef/ aranjör / film müzikçisi. Sekiz yaşından beri beste yapıyor. Gürer Aykal, Ayşegül Sarıca ve Ali Darmar’ın öğrencileri olmuş. Türkiye’de ve ülke dışında çeşitli orkestralar yönetmiş. Orchestra’Sion’daki müzisyenleri İstanbul’un önde gelen müzik kurumlarından seçmiş. Kurulduğundan bu yana topluluğun grup şefleri hiç değişmemiş. Her yıl sekiz konser veriliyor. Bunlardan bazıları oda müziği niteliğinde. Orçun, konser öncesinde yapıtları açıklayan bir konuşma yapıyor. Bugüne kadar Gavrilov, Ashkenazy, Rudin gibi ünlü solistler gelmiş. 
Geçen hafta bu topluluğun mevsim sonu konserini dinledim. Solist, ünlü müzisyen Friedrich Gulda’nın büyük oğlu piyanist Paul Gulda idi. Mozart’ın K. 595 sayılı son piyano konçertosu seslendirildi. Sanatçı bir Viyanalı olarak yapıtı derin Mozart kültürüyle çaldı. Sonra da ünlü kemençecimiz Derya Türkan ile yaptıkları doğaçlama konsere renk kattı. Brahms’ın 2. senfonisi de salonun akustiği el verdiğince güzel renklerle yorumlandı. 
Bir lisede kurulan bu orkestranın yıllardır yaşam bulmasına kapıları açan Notre Dame de Sion Lisesi müdürü Yann de Lansalut’yu candan kutlarım. Bu tür etkinlikleri başlatmak kolaydır ama devam ettirmek zordur. Peki, öğrenciler neredeydi? Salonda gözüme bir tek öğrenci çarpmadı. Sorduğumda, dersleri bitince beklemek istemiyorlar, diye bir yanıt aldım. Yanı başlarına kadar gelmiş bu değerli dinletileri onlara daha alımlı kılacak tanıtımlar yapılamaz mı? Burada okulun müzik ve sanat tarihi öğretmenlerine, yöneticilerine ve şefe iş düşüyor. Gençleri çekmek için konser haftasının başında sınıflara gidip küçük örnekler dinletmek, tanıtıcı konuşmalar yapmak ve onlara alımlı gelecek programlar hazırlamak çok yararlı olacaktır.

5 Haziran 2019 Çarşamba

 Evin İlyasoğlu

 

Deutsche Version:

Der Reichtum Istanbuls

 

Die Musikveranstaltungen, die wir an verschiedenen Orten in Istanbul mit unterschiedlichem Publikum hören, zeigen ein zunehmendes Interesse an Kunst.

Letzte Woche waren es das Devlet Mançalı Adam als Musical der Istanbuler Staatsoper und des Balletts in Zorlu, die Aufführung des Mimar Sinan (MSGSÜ) -Konservatoriums in der Cemal Reşit Rey Hall und das Orchesterkonzert an der Notre Dame de Sion High School, die ich besuchte. Jedes war ein Zeichen individueller kultureller Bemühungen. …………..

 

Wo sind die Schüler bei den Konzerten?

Seit 2008 hat die französische Schule Notre Dame de Sion ein Orchester namens Orchestra’Sion. Orçun Orçunsel, der Gründer, Dirigent und künstlerische Leiter des Orchesters, gibt seit diesem Jahr regelmäßig Konzerte im Schulsaal.

Orçun ist ein vielseitiger Musiker: Komponist / Pianist / Dirigent / Arrangeur / Filmmusiker. Er komponiert seit seinem achten Lebensjahr. Gürer Aykal, Ayşegül Sarıca und Ali Darmar waren die Studenten. Er hat Orchester in der Türkei und außerhalb des Landes dirigiert. Das  Orchester von Sion setzt sich aus den führenden Musikinstitutionen Istanbuls zusammen. Seit dessen Gründung haben sich die Leitungskräfte der Gruppe nie verändert. Jedes Jahr gibt es acht Konzerte, einige von ihnen sind Kammermusik. Orçun hält eine Rede, in der er die Werke vor dem Konzert erklärt. Berühmte Solisten wie Gavrilov, Ashkenazy und Rudin sind bis heute gekommen.

 

Letzte Woche habe ich mir das Ende des Konzerts angehört. Der Solist war der ältere Sohn des berühmten Musikers Friedrich Gulda, der Pianist Paul Gulda. Mozarts letztes Klavierkonzert Nr. 595 wurde aufgeführt. Als Wiener Künstler spielte er das Werk mit  tiefer Mozartkultur. Dann, auf seiner wunderbaren Kemençe, improvisierte Derya Türkan mit Klavier und Orchester in einem Arrangement von Paul Gulda und fügte Farbe hinzu. Die zweite Symphonie von Brahms wurde mit den schönen Farben der Hallenakustik interpretiert.

 

Ich möchte Yann de Lansalut, dem Rektor des Lycée Notre Dame de Sion, gratulieren, der die Türen zum Leben dieses Orchesters geöffnet hat, das nun jahrelang in einer Mittelschule arbeitet. Solche Aktivitäten sind leicht zu beginnen, aber schwierig fortzusetzen.

Also, wo waren die Schüler? Ich sah nicht einen einzigen Studenten in der Halle. Als ich fragte, bekam ich zur Antwort, dass sie nicht länger in der Schule warten möchten, wenn der  Unterricht beendet ist. Wäre  es nicht möglich, Werbeaktionen zu machen, die diese wertvollen Konzerte bis zu ihrem Beginn attraktiver machen?

 

Hier gäbe es viel zu tun für die Musik- und Kunstgeschichtslehrer der Schule, die Manager und den Dirigenten. Um junge Leute anzulocken, wäre es sehr hilfreich, zu Beginn der Konzertwoche in den Unterricht zu gehen, kleine Hörproben anzuhören, Einführungsreden zu halten und attraktive Programme für sie vorzubereiten.

Evin İlyasoğlu

in Cumhuriyet 5 Haziran 2019 Çarşamba/ 5. Juni 2019

I luoghi della musica

NAPOLI MONITOR Weblog – I luoghi della musica

Antonio Mastrogiacomo,  28.1.2 2018

Non basta saper suonare per essere musicista: c’è qualcosa di irriducibile in questa definizione che sfugge alla sola tecnica (un termine come un altro per riferire dell’arte) per aprirsi alla vita. Così, giovedì 6 dicembre il concerto di Paul Gulda ha marcato una memorabile differenza con tutti gli altri incredibili esecutori giunti a Napoli nel cartellone disegnato dall’Associazione Alessandro Scarlatti.

 

Una giornata verosimilmente lunga, quella del pianista e compositore viennese, iniziata pochi minuti dopo le 11 presso il teatro Sannazzaro di via Chiaia. “Parliamo di musica” è infatti la proposta didattica mattutina rivolta a scuole di ogni ordine e grado per avvicinarsi alla musica in maniera diversa che non il solo ascolto; si potrebbe parlare di ascolto guidato ma è anche di più: un ascolto partecipato che nasce dalla condivisione del concerto come storia della forma musicale, al netto delle tecniche compositive. Gulda ha rivoltato come un calzino questo momento altre volte piuttosto ingessato proponendosi in un dialogo aperto con gli studenti, parlando di Bach e Mozart senza monumentalizzarli, lasciando intravedere la presenza della loro musica a interrogare ancora il presente della musica. Fino all’esecuzione di un suo lied di recente composizione da lui stesso intonato.

La sera ben altro pubblico avrebbe atteso la sua performance. Prima dell’inizio del concerto è stato il presidente della Scarlatti, Oreste De Divitiis, a ricordare l’occasione del concerto: un ricordo di Urbano Cardarelli, professore di Urbanistica presso la Federico II, scomparso il 15 agosto 1998, ha accompagnato l’ingresso sul palco di Paul Gulda. Cardarelli, per anni protagonista dell’Associazione al punto da diventarne per un breve periodo presidente, “non c’era K che non conoscesse” – in riferimento al catalogo Köchel, elenco di tutte le composizioni musicali di Mozart pubblicate per la prima volta nel 1862 –. Ogni 27 gennaio, Cardarelli festeggiava il compleanno del musicista austriaco con una intera giornata di concerti presso la sua casa in via Tasso, facendo alternare diversi giovani interpreti in questa lunga maratona. Tra essi, un giovane Paul Gulda chiamato nel 2018 a incrociare il destino della Scarlatti nell’anno del suo centenario.

Gulda porta a Napoli la tradizione della grande scuola pianistica e interpretativa viennese, con un sontuoso programma che intreccia il primo libro del clavicembalo ben temperato di Bach e due lavori mozartiani, il rondò K. 485 e la sonata in Sibemolle maggiore k. 333. All’ingresso un a5 vademecum sul galateo della sala da concerto giustamente distribuito non scoraggia un oltremodo scostumato e canuto pubblico, laddove colpi di tosse e commenti quasi mai sottovoce accompagnano la scelta di Gulda di inframezzare ogni tonalità proposta tra preludio e fuga con alcuni passi scelti dall’Ecclesiaste, dalla saggezza buddista per finire con la prefazione del Tractatus di Wittgenstein. Così il pubblico si è sentito in dovere di commentare le didascalie recitate scelte per enfatizzare l’astoricità della musica presentata per l’occasione dissacrandone l’aura quasi sacrale. E Gulda non si è tirato indietro quando, incalzato dalle richieste, ha sentenziato al “di chi è questa citazione?” con un lapidario: “De Crescenzo”. Ci sarebbe da fermarsi non poco sui suoi gesti, sul modo di raccogliere gli applausi, su quelle braccia conserte, sulle modalità di attacco ma lo spazio della cronaca termina irrimediabilmente dove inizia quello della critica.

Nella seconda parte del concerto un leggero cambio d’abito sugella il momento mozartiano, un gilet dorato su una camicia bianca. Leggera, l’interpretazione più propriamente concertistica guadagna l’attenzione di un pubblico non abituato agli stravolgimenti del programma. Così, apprezzano un po’ meglio il Gulda concertista, laddove tecnica e interpretazione ricostruiscono uno strappo temporale tra la scrittura e l’esecuzione. Tanti gli applausi prima di un congedo delizioso: Les Barricades Mysterieuses di Couperin, brano della stessa tonalità della sonata k. 333, a riscrivere il tempo in una non meglio identificata circolarità e un lied performato vocalmente della sua compagna Agnes, in autentico dialetto viennese, assolutamente autentico.

Solitamente l’incontro con un artista quale Gulda viene salutato bonariamente dai più come l’intervento di un personaggio: nasconde quella timida inadeguatezza a confrontarsi con una personalità.

 

Deutsche Fassung:

 

Luoghi della musica/Die Orte der Musik

NAPOLI MONITOR Weblog – 

Antonio Mastrogiacomo,  28.1.2 2018

 

Es ist nicht genug , spielen zu können, um ein Musiker zu sein: in dieser Definition liegt etwas Essenzielles. Die reine Technik wird überstiegen, um sich dem Leben zu öffnen. So markierte das Paul Gulda-Konzert am Donnerstag, dem 6. Dezember, einen denkwürdiger Unterschied zu all den anderen unglaublichen Künstlern, die das Plakat der Associazione Alessandro Scarlatti in Neapel vereinigt.

 

Es muss ein langer Tag gewesen sein, der des Wiener Pianisten und Komponisten, der wenige Minuten nach 11 im Sannazzaro-Theater in der Via Chiaia begann. „Let’s talk about music“ ist in der Tat der didaktische Vorschlag des Vormittags, der sich an Schüler aller Altersgruppen richtet, um der Musik auf andere Weise näher zu kommen als nur durch frontales Zuhören. Wir könnten über geführtes Zuhören sprechen, aber es ist noch viel mehr: ein partizipatives Zuhören, das entsteht, wenn man das Konzert als Geschichte der musikalischen Form, als Resultat der Kompositionstechniken, teilt. Gulda fühlte sich wie ein Fisch im Wasser in diesem, manchmal etwas steif didaktischen Format, teilte den offenen Dialog mit den Schülern, sprach über Bach und Mozart, ohne sie zu monumentalisieren.  Er ließ die Gegenwart ihrer Musik  erahnen, dabei die Gegenwärtigkeit jeder Musik auf die Probe stellend. Bis hin zur Ausführung eines jüngst von ihm komponierten Liedes, das er selbst sang.

 

Am Abend würde ein ganz anderes Publikum auf seinen Auftritt warten: vor Beginn des Konzerts erinnerte der Präsident der Associazione Scarlatti, Oreste De Divitiis, an den Anlass des Konzerts: eine Hommage an Urbano Cardarelli, Professor für Stadtplanung an der Universität Federico II, der am 15. August 1998 verstarb, begleitete den Auftritt von Paul Gulda. Cardarelli war jahrelang wichtiges Mitglied des Vereins, bis er für kurze Zeit dessen Präsident wurde. „Es gab kein KV, das er nicht wusste“ – sagte Divitiis: gemeint war das Köchelverzeichnis, eine 1862 erstmals erschienene Liste aller Mozart-Kompositionen -. Jeden 27. Januar feierte Cardarelli den Geburtstag des österreichischen Musikers mit einem ganzen Tag voller Konzerte in seinem Haus in der Via Tasso, in dem sich mehrere junge Künstler bei diesem langen Marathon abwechselten. Unter ihnen auch ein junger Paul Gulda, dessen Wege sich im Jahre 2018 zum 100. Jubiläum, wieder mit der Associazione Scarlatti kreuzten.

 

Gulda bringt die Tradition der großen Wiener Klavier- und Interpretationsschule nach Neapel, mit einem reichhaltigen Programm, das das erste Buch von Bachs Wohltemperiertem Klavier und zwei Mozart-Werken, das Rondo KV 485 und die Sonate in B-Dur KV  333 verbindet. Am Eingang waren zwar Bonbons zur freien Entnahme vorbereitet, das hinderte  das abgebrühte und ergraute Publikum jedoch nicht, mit Husten und hörbaren Kommentaren Guldas Entscheidung zu begleiten: nämlich, jedem Präludium & Fuge Passagen aus dem Buch Prediger oder buddhistischer Weisheit voranzustellen, um mit dem Vorwort von Wittgensteins Tractatus zu enden. Das Publikum fühlte sich veranlasst, die rezitierten Worte zu kommentieren, die just ausgewählt wurden, um die Aktualität der Musik zu betonen.  Die quasi sakrale Aura des Konzertes wurde so bewusst „desakralisiert“. Und Gulda hielt sich nicht zurück, als er auf die Frage „Wessen Zitat ist das?“ lapidar zurückgab: „De Crescenzo“. Es gäbe viel zu sagen über seine Gesten, wie er den Applaus  entgegennimmt, über diese verschränkten Arme, seinen Anschlag… aber der Raum der Chronik endet unwiderruflich dort, wo die Kritik beginnt.

 

Im zweiten Teil des Konzerts deutet eine leichte Veränderung der Kleidung der Mozart-Moment an, vergoldete Weste auf  weißem Hemd. Mit Leichtigkeit vorgetragen, gewinnt die gewohnte  Konzertsituatuion die Aufmerksamkeit eines Publikums, das nicht an die Überraschungen im Programms gewöhnt ist. So lernen sie den Küntler Gulda etwas besser einzuschätzen, dessen Technik und Interpretation den zeitlichen Abstand zwischen dem historischen Text und der aktuellen Aufführung überspannen. Viel Beifall vor einer erfreulichen Entlassung: Les Barricades Mysterieuses von Couperin, ein Stück in der gleichen Tonart wie die Sonate KV 333; besser kann man das Kreisen der Zeit nicht darstellen. Und ein eigenes Lied, welches seine  Begleiterin Agnes im Wiener Dialekt darbot. Absolute Authentizität.

 

Gewöhnlich wird die Begegnung mit einem Künstler wie Gulda von der Menge gönnerhaft als Auftritt eines originellen Charakters begrüßt: dies verbirgt die ängstliche Unzulänglichkeit, einer  Persönlichkeit gegenüber zu stehen.